Michael Utz Fotografie
Neben neuen Möglichkeiten der formalen und fotografischen Bildfindung eröffnet sich für Michael Utz in seinen „Bildern vom Stahl“ ein inhaltliches Gedankenkonstrukt, welches sich in seinen folgenden Werkserien weiterentwickeln wird. Bedingt durch seinen Blick „hinter die Kulissen“ der „Deutschen Edelstahlwerke“ erfährt er den Prozess der Metallverarbeitung in all seinen differenzierten Arbeitsstufen. Diese Eindrücke positionieren assoziativ die Begriffe des Kreislaufes und des Zyklus’ in seinem künstlerischen Schaffen. Zentral zum einen ist die Komponente des Recyclings. Das Altmetall als Abfallprodukt wird zu Edelstahl verarbeitet und findet in verschiedenster Form und Umwandlung Einzug in unser alltägliches Leben. Der Stahl als natürliches Material umgibt uns immer und überall, ist jederzeit präsent und verfügbar. Nach seinem Verbrauch schließt sich der Kreis und der Schrott fügt sich in den Zyklus der Wiederaufbereitung abermals ein und dient als Grundlage und Rohmaterial erneuter industrieller Produktion. Utz thematisiert konzeptionell die Ästhetik zwischen den Schritten. Schrott als Ausgangsprodukt, Schrott als Endprodukt und inmitten dessen erhebt Utz das Zwischenprodukt – den Stahl – mit seinem Ausdruck und seiner Ästhetik zum bildwürdigen Kunstobjekt in all seiner Schönheit und Vielseitigkeit. Mag man den ökologischen Aspekt dieser Überlegungen nicht außer Acht lassen, so kommt zum Anderen eine weitere Prämisse von Utz ins Spiel: Respekt.
„Mich hat das Können der Menschen in den Stahlwerken außerordentlich beeindruckt, so dass ich über die Ästhetik der Materie auch eine Würdigung der Arbeit zeigen wollte – ohne den Menschen selbst abzubilden.“ Michael Utz entwickelt diese Begrifflichkeiten und assoziiert den zyklischen Kreislauf des Industrieerzeugnisses Stahl im weiteren Sinne mit dem Kreislauf des Lebens und der Verantwortung und dem Respekt des Menschen vor der Natur. Diese Gedanken werden uns nachfolgend immer wieder begegnen.
Das Zyklische, das Paradigma des Werdens und Vergehens, Überlegungen in
größeren Zusammenhängen spiegelt sich bei Michael Utz auch in seinen Meeres-Fotografien wider. Die Unwiderrufbarkeit der Gezeiten, die unabdingbare Wiederkehr von Ebbe und Flut als Naturgesetz schlechthin entzieht sich von jeher der menschlichen Einflussnahme – es geschieht immerwährend und selbstverständlich… Dem Wasser als Lebenselixier und Lebensraum zollt Utz den gebührenden Respekt und zeigt das Meer – neben seiner klassischen Landschafts- und Panoramafotografie – als elementare Naturerscheinung. Harmonisch und meditativ begegnet uns das Meer in all seiner Schönheit. Der visuellen, alltäglichen Wahrnehmung entnommen, verselbstständigen sich die Strukturen der Wasseroberfläche mit ihren Lichtreflexionen und dem Erahnen des „Darunter“. Utz ist direkt und unmittelbar in seiner Fokussierung und schafft seine eigene Realität und
Sehweise.
Fast im impressionistischen Pinselduktus verstanden erscheint diese Fotografie und betont malerisch akzentuiert die motivisch zurückgenommenen Elemente im Bild. Utz fängt den Eindruck der flirrenden, bewegten Oberfläche ein und betont deren Struktur.
Vorrangig wird dies deutlich in den Arbeiten, die letztlich die Abstinenz des Wassers während der Ebbe thematisieren und auf den künstlerischen Ausgangspunkt von Utz – der Schwarz-Weiß-Fotografie – in ihrem abstrahierenden Verständnis verweisen. Die grafischen „Zeichnungen“, welche die Ebbe im Watt hinterlässt, werden zum eigenständigen Bildthema, behaupten sich zudem in ihrer Abstraktion als bildwürdiges Motiv sowie als formal perfektionierte Komposition und offerieren
zahlreiche Positionen der vergleichenden Bildbetrachtung. So mag sich der Kreis – der Zyklus – wiederum schließen.
Die Rechte zu folgenden Arbeiten liegen bei den Autoren:
Fotografie: MichaelUtz Fotografie, Heidelberg
Website: utz-fotografie.de
E-Mail: m.t.utz@t-online.de
Text: Anja Jahns, M.A.; ARTconsulting, München 2011
„Die Abstraktion im Konkreten – Notizen zu den Arbeiten von Michael Utz“
Kontakt: anja.jahns@web.de
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